Dioxine | Umweltbundesamt

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31.08.2017 716 mal als hilfreich bewertet Was sind Dioxine und dioxinähnliche PCB? Was sind Dioxine? Dioxine liegen immer als Gemische von Einzelverbindungen (Kongenere) mit unterschiedlicher Zusammensetzung vor. Das toxischste Dioxin ist das 2,3,7,8 Tetrachlor-Dibenzo-p-Dioxin (2,3,7,8 TCDD), das auch nach dem es bei dem Chemieunfall in Seveso im Juli 1976 die Umwelt kontaminierte, als „Seveso-Gift″ bezeichnet wird. Für die toxikologische Beurteilung der Dioxine sind zusätzlich die anderen 2,3,7,8 chlorierten Dioxine, beziehungsweise Furane relevant, die weitere Chloratome besitzen. Diese 17 Verbindungen (7 Dioxine, 10 Furane) werden für die Bewertung der Toxizität herangezogen und die toxische Wirkung als Toxizitätsäquivalent (TEQ) im Verhältnis zu der von 2,3,7,8 TCDD ausgedrückt. Was sind dioxinähnliche PCB? Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind ebenfalls chlorierte Kohlenwasserstoffe mit einer ähnlichen chemischen Struktur wie Dioxine. Sie sind eine Stoffgruppe, die am Grundgerüst eines Biphenyls eine unterschiedliche Anzahl von Chloratomen binden können. Insgesamt gibt es 209 mögliche Verbindungen (Kongenere). Von diesen 209 möglichen PCB-Kongeneren werden diejenigen zwölf Kongenere als dioxinähnliche-PCB bezeichnet, die eine dem PCDD/PCDF ähnliche räumliche und elektronische Struktur haben, (non ortho Kongenere PCB-Nr. 77, 81, 126, 169 und mono ortho Kongenere 105, 114, 118, 123, 156, 157, 167, 189). Die giftigste dioxinähnliche Wirkung zeigt das PCB 126. Wie entstehen Dioxine? Dioxine wurden nie im technischen Maßstab produziert. Sie entstehen unerwünscht bei allen Verbrennungsprozessen in Anwesenheit von Chlor und organischen Kohlenstoff unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei bestimmten Temperaturen. Dioxin entsteht bei 300°C und mehr und wird bei 900°C und höher zerstört. Dioxine können auch bei Waldbränden und Vulkanausbrüchen entstehen. Man fand Dioxine (keine Furane) auch in etwa 200 Millionen Jahre alten Kaolinitböden. Auch bei allen chemischen Produktionsverfahren, in denen Chlor verwendet wird, werden mehr oder weniger Dioxine gebildet, die dann auch als Verunreinigung in den Produkten enthalten sein können. So weisen vor allem Chlorphenole hohe Verunreinigungen mit Dioxinen auf, zum Beispiel das seit 1989 in Deutschland verbotene Pentachlorphenol (PCP). Wo kommen dioxinähnliche PCBs vor? PCB wurden bis in die 1980er-Jahre als technische Gemische der 209 Kongenere produziert und vor allem in Transformatoren, elektrischen Kondensatoren, in Hydraulikanlagen als Hydraulikflüssigkeit, sowie als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet. In diesen Gemischen sind auch immer unterschiedlich große Anteile dioxinähnlicher PCB enthalten. PCB ist in Deutschland seit 1989 verboten, die fachgerechte Entsorgung, ohne die Umwelt zu belasten, ist jedoch ein großes weltweites Problem. Was sind die Hauptquellen für die Dioxine in der Umwelt? Über dioxinbelastete Chemikalien, wie Pentachlorphenol, polychlorierte Biphenyle (PCB), bestimmte Herbizide wurden in den 1980er-Jahren Dioxine jährlich im Kilogrammbereich in die Umwelt eingetragen. Diese Stoffe sind mittlerweile durch Verbotsverordnungen reglementiert. Für den Eintrag in die Luft waren früher Metallgewinnung und die Abfall-Verbrennungsanlagen die wichtigsten Quellen. Dank anspruchsvoller Grenzwerte und Technik konnte der Dioxinausstoß aus den Abfall-Verbrennungsanlagen drastisch gesenkt werden. Heute sind thermische Prozesse der Metallgewinnung und -verarbeitung und Kleinquellen in den Vordergrund der Dioxinemissionen getreten.Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die Emissionsquellen in Deutschland und die Menge an emittiertem Dioxin.https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-deutschland Dioxine in der Umwelt Wie gelangen Dioxine in die Umwelt? Dioxine gelangen in die Umwelt über: die Luft,Produkte (Chemikalien, Papier),feste Rückstände (Asche, Schlacke, Klärschlamm),das Abwasser (Zellstoffmühlen, Deponiesickerwasser). Obwohl Dioxine nie im industriellen Maßstab produziert wurden, sind sie in der Umwelt verbreitet und haben sich im Boden angereichert. In den Boden gelangt das Dioxin hauptsächlich über die Luft, aber auch über die Bewirtschaftung, zum Beispiel über die Düngung mit Klärschlamm oder anderen Sekundärrohstoffdüngern. Eine wichtige Quelle für lokale Dioxinkonzentrationen kann auch das unkontrollierte Verbrennen von lackiertem oder behandeltem Holz oder anderen Abfällen sein. Mit einer Halbwertszeit von mehreren Jahrzehnten ist Dioxin im Boden sehr langlebig und wird kaum verlagert. Durch Untersuchungen weiß man, dass Dioxine mit wenigen Ausnahmen (Zucchini) kaum im Gemüse zu finden sind, sondern durch Bodenpartikel außen am Gemüse oder Gras anhaften. Die Dioxine aus dem Boden gelangen hauptsächlich über diese anhaftenden Bodenpartikel in die Nahrungskette. Daher ist bei belasteten Böden eine Nutzung als Weide oder Hühnerauslaufgebiet besonders problematisch. In den Tieren und im Menschen werden die Dioxine lange Zeit im Fett gespeichert und können sich so dort anreichern.Über Abwasser und Flüsse gelangten Dioxine jahrzehntelang in hohen Konzentrationen in die Meere. Dioxine reichern sich hier über die Nahrungskette besonders im Fett von Fischen, Säugetieren und Vögeln an. Wie sieht die Dioxinbelastung in der Umwelt aus? Um die Öffentlichkeit über die Kontamination von Mensch und Umwelt mit Dioxinen zu informieren, werden beim Umweltbundesamt Messdaten zu Konzentrationen von Dioxinen und anderen POPs in der Dioxin-Datenbank des Bundes und der Länder mit den dazugehörigen Zusatzinformationen, wie zum Beispiel Ort der Probenahme, Probenahmemethode, Analysemethode, Labordaten und anderes gesammelt. Allgemeine Informationen und Auswertungen dieser Daten werden in einer Online-Datenbank zur Verfügung gestellt. Die Daten zu Umweltkonzentrationen und Trends in Deutschland sind im fünften Bericht der Bund/Länder Arbeitsgruppe Dioxine veröffentlicht.Der Neueintrag von Dioxinen in die Umwelt ist aufgrund der dioxinmindernden Maßnahmen seit 1990 erheblich gesunken. Der Rückgang hat sich in den letzten Jahren verlangsamt und zwischendurch auch wieder kleine Anstiege verzeichnet. Durch die Langlebigkeit der Dioxine hat sich das Problem von der Emissionsseite verstärkt auf die Umweltseite verlagert. Es müssen daher neben Maßnahmen zur Emissionsminderung auch geeignete Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, um den Eintrag von Dioxinen aus der Umwelt in die Nahrungskette zu vermindern.Fettreiche Fische wie Heringe und Lachse sind besonders in der östlichen Ostsee durch jahrelangen Eintrag über Abwässer und Deposition zum Teil hoch mit Dioxinen belastet. Aus diesem Grund dürfen diese Fische nur für den einheimischen Markt in Finnland und Schweden verwendet und nicht in andere EU-Länder exportiert werden. Dioxine im Menschen Wie gelangen Dioxine in den Menschen? Vom Menschen werden 90 bis 95 Prozent der Dioxine über die Nahrung aufgenommen. Nahezu zwei Drittel dieser Aufnahme erfolgt über den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten. Fische sind zwar - je nach Fettgehalt - höher mit Dioxinen belastet, werden jedoch nur in kleinen Mengen in Deutschland konsumiert. Die Aufnahme über die Atemluft ist im Vergleich zur Nahrung für nicht beruflich exponierte Personen vernachlässigbar gering.Dioxine reichern sich in Lebewesen vor allem in Fettgewebe an und bauen sich nur langsam ab. Die Halbwertszeit des giftigsten Dioxins (2,3,7,8 TCDD) beträgt im Körperfett des Menschen etwa sieben Jahre, das sich am langsamsten abbauende 2,3,4,7,8 Pentachlordibenzofuran ist erst nach fast 20 Jahren zur Hälfte eliminiert. Wie hoch ist die Dioxinbelastung des Menschen in Deutschland? Ein erwachsener Mensch nimmt in Deutschland durch Dioxine (berechnet mit den Daten aus 2000-2003) durchschnittlich etwa 0,7 pg (ein Pikogramm = ein Billionstel Gramm) WHO-TEQ pro Kilogramm Körpergewicht und Tag auf. Einschließlich der dioxinähnlichen polychlorierten Biphenyle mit 1,3 pg WHO-TEQ pro Kilogramm Körpergewicht und Tag kommt es zu einer täglichen Aufnahme von durchschnittlich 2 pg WHO-TEQ pro Kilogramm Körpergewicht. Ausgehend von einer sich weiter fortsetzenden Belastungsminderung liegen derzeit in Deutschland allerdings etwas niedrigere Belastungen vor. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass diese Schätzung der Dioxinaufnahme auf durchschnittlich belastete Lebensmittel bei durchschnittlichen Verzehrsgewohnheiten der Menschen beruht. Abweichende Ernährungsgewohnheiten können zu erheblichen Unterschieden führen.Die Dioxinaufnahme vor und nach der Geburt ist - je nach der mütterlichen Belastung sehr hoch. Studien zeigen, dass über die Plazenta eine Belastung des Kindes mit Dioxin entsteht, die etwa der Hälfte der mütterlichen Fettkonzentration entspricht. Über die Muttermilch werden ebenfalls Schadstoffe an den Säugling weitergegeben. So lag zum Beispiel 1998 die Dioxinaufnahme bei einem Säugling, der in den ersten vier Monaten gestillt wird, bei täglich durchschnittlich 57 pg I-TEQ pro kg Körpergewicht. Noch im Alter von elf Jahren hatten bei Untersuchungen in Baden-Württemberg gestillte Kinder etwa 20 Prozent mehr Dioxin im Blut als nicht gestillte Kinder (4. Bericht AG Dioxine, BMU 2002). Gleichwohl wird das Stillen von der WHO und der Nationalen Stillkommission empfohlen, da die positiven Effekte des Stillens überwiegen.Das Essverhalten von Kleinkindern unterscheidet sich von den Erwachsenen. Kinder essen mehr im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht als Erwachsene und nehmen mehr Milchprodukte zu sich, die über die tierischen Fette mit organischen Schadstoffen belastet sind. Studien zeigen, dass Kleinkinder zwei- bis dreimal mehr Dioxine mit der Nahrung aufnehmen als Erwachsene.Die Frauenmilch gilt auch als Indikator für die Belastung des Menschen mit Dioxinen. Frauenmilch ist sehr fettr…

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