1.20_Gesamtgrafik_DIN A3_210607 / Poetschke

Text (9.834 Zeichen)

Für Mensch und Umwelt Stand: 10. Juni 2021 Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland (KWRA 2021) In der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland wurde unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus 25 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts, die im Behördennetzwerks „Klimawandel und Anpassung“ zusammenarbeiten, über 100 Wirkungen des Klimawandels und deren Wechselwirkungen untersucht. Die leitenden Fragen waren: Wie wirkt sich der Klimawandel künftig auf die Natur, unsere Lebensgrundlagen, unsere Gesundheit, unseren Alltag und unsere Wirtschaft aus? Wo können wir durch Anpassung die Klimarisiken verringern? Und wo müssen wir dringend etwas tun? Untersucht wurde für die Gegenwart und zwei Zukunftsszenarien für die Mitte (2031 bis 2060) und das Ende des Jahrhunderts (2071 bis 2100) – mit Schwerpunkt auf der Mitte des Jahrhunderts: ► ein pessimistischer Fall / starker Klimawandel: + 3 °C zur Mitte des Jahrhunderts (Jahresmittelwert der Temperatur für Deutschland, gegenüber der frühindustriellen Zeit) sowie ► ein optimistischer Fall / schwächerer Klimawandel: + 2,4 °C zur Mitte des Jahrhunderts (Jahresmittelwert der Temperatur für Deutschland, gegenüber der frühindustriellen Zeit). 1 Risiken durch den Klimawandel Die KWRA 2021 zeichnet ein umfassendes Bild der Klimarisiken in Deutschland. Die KWRA 2021 analysiert dabei erstmalig umfassend und detailliert Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Wirkungen des Klimawandels in Deutschland. Die vom Klimawandel betroffenen Systeme beeinflussen sich gegenseitig und benötigen dabei die gleichen Ressourcen (bspw. Wasser und Fläche), um sich anzupassen. Am Anfang der Wirkungsketten stehen dabei fast immer Veränderungen der natürlichen Systeme und Ressourcen und am Ende vieler Wirkungsketten oft die menschliche Gesundheit. Beispiele hierfür werden durch die Systemgrafik (siehe letzteSeite) illustriert. Die KWRA 2021 bestätigt in weiten Teilen die Ergebnisse der Vulnerabilitätsanalyse des Bundes von 2015, allerdings sind viele Klimarisiken im Vergleich zu 2015 gestiegen. Zu den 31 wichtigsten Risiken durch den Klimawandel gehören (Auswahl): Umweltbundesamt Fachgebiet I1.6 KomPass 1 Wörlitzer Platz 1 06844 Dessau-Roßlau www.umweltbundesamt.de n► Besonders hohe Klimarisiken betreffen unsere natürlichen Lebensgrundlagen, wie Böden, Wälder und Gewässer, sowie Wirtschaftssysteme, wie die Fischerei, Land- und Forstwirtschaft, die auf diese Ressourcen angewiesen sind (s. Abbildung 1). Letztere sind besonders empfindlich gegenüber Trockenheit, mit erheblichen Folgen für die wirtschaftliche Existenz der Land- und Forstwirte. ► Die schleichende Temperaturerhöhung in Deutschland führt zu einer langsamen Verschiebung von Anbauregionen, zum Auftreten von neuen Schädlingen und zu einer Veränderung des Artenspektrums von Tieren und Pflanzen. Sie ist für viele der untersuchten Systeme, insbes. Ökosysteme in Gebirgen oder im Wattenmeer, eine große Bedrohung. ► Wenn sich Arten nicht mehr anpassen können, beginnt das Artensterben. Daher ist die biologische Vielfalt einer der größten Verlierer der Klimakrise. ► Bereits heute sind viele Menschen durch Hitzewellen gefährdet. Deren Häufigkeit, Dauer und Intensität werden in Zukunft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen. ► Menschen leiden auch unter den Klimawirkungen auf Biodiversität und natürliche Ressourcen, zum Beispiel kommt es verstärkt zu Allergien durch mehr Pollen oder zu Atembeschwerden durch verschlechterte Luftqualität. ► Starkregen und damit verbundene Überschwemmungen bedrohen Gebäude, Anlagen und Verkehrswege. ► Wirtschaftsprozesse in Deutschland, die von internationalen Lieferketten abhängig sind, werden stark von Risiken durch Klimawandel in anderen Ländern beeinflusst. ► Langfristig führt der Meeresspiegelanstieg an deutschen Küsten zu sehr großen Risiken für alle untersuchten Systeme. 2 n Abbildung 1: Anteil hoher Klimarisiken pro Systembereich bei einem starken Klimawandel Quelle: KWRA 2021. Die Grafik zeigt, dass in der Gegenwart nur ein Klimarisiko bereits mit hoch bewertet wurde und Mitte sowie Ende des Jahrhunderts sehr viel mehr hohe Klimarisiken, besonders bei natürlichen Systemen und Ressourcen sowie bei Menschen und sozialen Systemen, erwartet werden. Die Bewertung der 102 Klimarisiken erfolgte in 3 Stufen (gering, mittel, hoch) durch Expertinneneinschätzung im Rahmen des Behördennetzwerks basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Räumliche Verteilung der Risiken des Klimawandels in Deutschland Bei der Untersuchung künftiger räumlicher Hotspots für Risiken des Klimawandels wurden Regionen identifiziert, in denen sich eine Vielzahl klimatischer Extremwerte und/oder hohe Klimaveränderungen überlagern. Dadurch würde sehr wahrscheinlich die Anpassungsfähigkeit vieler langsam reagierender und langlebiger Systeme, wie Wälder und Moore, überfordert. Bisher sind nur wenige Regionen in Deutschland sehr intensiv von Hitze, Trockenheit oder Starkregen betroffen. Bei einem starken Klimawandel werden bis Mitte des Jahrhunderts sehr viel mehr Regionen mit diesen Wirkungen konfrontiert sein (s. Abbildung 2a). ► Im Westen und Süden Deutschlands wird sich das Klima relativ zu heute am stärksten verändern (s. Abbildung 2a, rechts). ► Im Südwesten und Osten werden klimatische Extreme am häufigsten vorkommen (s. Abbildung 2a, links). ► Die Flüsse und Flusstäler können durch Folgen von wasserspezifischen Risiken, wie Niedrig- und Hochwasser, betroffen sein. ► An der Küste werden die Gefahren durch den Meeresspiegelanstieg in der zweiten Jahrhunderthälfte deutlich zunehmen. 3 n► Bei einem starken Klimawandel wird Ende des Jahrhunderts im Vergleich zu heute ganz Deutschland ein Hotspot für Risiken des Klimawandels (s. Abbildung 2b). Abbildung 2a: Klimatische Hotspots für die Mitte des Jahrhunderts (2031 bis 2060) bei einem starken Klimawandel; Absolut- und Änderungswerte 4 nAbbildung 2b: Klimatische Hotspots für Ende des Jahrhunderts (2071-2100) bei einem starken Klimawandel; Absolut- und Änderungswerte Für Abb. 2a+b: Links (Absolut): Regionen, die von besonders vielen klimatischen Extremen betroffen sein könnten; Rechts (Änderung): Regionen, die von besonders hohen Veränderungen der Klimaparametern betroffen sein könnten. 100% bedeutet maximale Betroffenheit, d.h. Überschreiten der in der Studie definierten Schwellenwerte bei allen betrachteten Klimaparametern. Berücksichtigt wurden die Klimaparameter hohe mittlere Jahrestemperatur, Anzahl heißer Tage, Anzahl tropischer Nächte, geringer Jahresniederschlag, Anzahl trockener Tage, Tage mit Starkregen sowie die Bedeutung, die diese Klimaparameter für alle untersuchten Klimawirkungen haben. Bei der Bewertung der hydrologische und küstenspezifische Risiken wurden vielfältige Klimawirkungen einbezogen (Hoch- und Niedrigwasser, Wassertemperaturen, Meeresspiegelanstieg, u.a.) Datengrundlage: 85. Perzentil des aufbereiteten Deutscher Wetterdienst-Referenz-Ensemble v2018 (Brienen et al. 2020) für das RCP8.5-Szenario des IPCC AR5, Verwaltungsgrenzen: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie Deutschland, Hydrologie: Joint Research Centre, Städte, Küstenlinie: EuroGeographics. Quelle: KWRA 2021 5 nSektorale Verteilung der Risiken des Klimawandels in Deutschland Risken durch den Klimawandel werden in Zukunft nicht nur regional immer stärker Deutschland erfassen, sondern auch immer mehr Lebens- und Wirtschaftsbereiche (s. Tabelle 1). Schon zur Mitte des Jahrhunderts können die Klimarisiken anwachsen. Zum Ende des Jahrhunderts können im Fall eines starken Klimawandels fast alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche erheblich von Klimawandelrisiken betroffen sein. Tabelle 1: Klimarisiken ohne Anpassung im Falle eines schwächeren und im Falle eines starken Klimawandels Mitte des Mitte des Ende des Ende des Handlungsfeld Gegenwart Jahrhunderts, Jahrhunderts, Jahrhunderts, Jahrhunderts, schwächerer starker schwächerer starker Klimawandel Klimawandel Klimawandel Klimawandel Biologische Vielfalt gering mittel mittel-hoch mittel hoch gering- Boden gering- mittel mittel-hoch gering-mittel mittel-hoch mittel Landwirtschaft mittel mittel hoch mittel hoch Wald- und mittel mittel hoch mittel hoch Forstwirtschaft gering- Fischerei mittel mittel hoch mittel hoch Küsten- und mittel mittel hoch hoch hoch Meeresschutz Wasserwirtschaft, mittel mittel hoch mittel hoch Wasserhaushalt Bauwesen mittel mittel mittel-hoch mittel hoch Energiewirtschaft gering gering gering gering gering Verkehr, gering- Verkehrsinfrastruktur mittel gering mittel gering-mittel mittel-hoch Industrie und mittel gering mittel gering mittel Gewerbe Tourismuswirtschaft gering gering mittel mittel hoch Menschliche mittel mittel hoch mittel-hoch hoch Gesundheit Quelle: KWRA 2021. Die Bewertung der Risiken erfolgte in 5 Stufen (gering, gering-mittel, mittel, mittel-hoch, hoch) durch Expert*inneneinschätzung im Rahmen des Behördennetzwerks basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. 6 n2 Anpassungsmaßnahmen und ihre Dringlichkeit Wie kann den Risiken des Klimawandels begegnet werden, und in welchen Bereichen muss dabei besonders dringend gehandelt werden? Die KWRA 2021 identifiziert und beurteilt auf wissenschaftlicher Grundlage Möglichkeiten und dringende Erfordernisse, sich an den Klimawandel anzupassen. a) Für natürliche Systeme und Ressourcen sind die Klimarisiken am höchsten. Eine Schädigung von natürlichen Systemen und Ressourcen wirkt sich auf alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche aus. Sie müssen von anthropogener Verschmutzung und Übernutzung entlastet werden, damit sie sich auf die Wirkungen des Klimawandels einstellen können. ► Klimabedingte Schädigungen von natürlichen Systemen und Ressourcen wirken sich sehr häufig auf andere Systeme aus, besonders naturnutzende Wirtschaftssysteme wie Fischerei, Land- und Forstwirtscha…

Gefundene Schlagwörter

  • Klimawandel
  • Klimarisiko
  • Folgen des Klimawandels
  • Klimawirkung
  • Bundesrepublik Deutschland
  • Küste
  • Starkregen
  • Meeresspiegelanstieg
  • Biodiversität
  • Fischerei
  • Klimaelement
  • Temperatur
  • Risikobewertung
  • Wirtschaftssystem
  • Temperaturerhöhung
Weitere Ergebnisse (58)
  • Küstenlinie
  • Wassertemperatur
  • Klimaanpassung
  • Risikoanalyse
  • Dessau-Roßlau
  • Pollen
  • Hochwasser
  • Jahresdurchschnittstemperatur
  • Agrarbiodiversität
  • Jahresmittelwert
  • Forstwirtschaft
  • Waldboden
  • Fischereigewässer
  • Überschwemmung
  • Wald
  • Hochwasserrisiko
  • Geodäsie
  • Kartographie
  • Industrie
  • Anpassungskapazität
  • Gebäude
  • Menschliche Gesundheit
  • Vulnerabilitätsanalyse
  • Pflanze
  • Gebirge
  • Wattenmeer
  • Ökosystem
  • Hitzewelle
  • Allergie
  • Luftqualität
  • Natürliche Ressourcen
  • Verkehrsweg
  • Moor
  • Fluss
  • Studie
  • Schwellenwert
  • Hydrologie
  • Bauwesen
  • Meeresschutz
  • Energiewirtschaft
  • Tourismuswirtschaft
  • Verkehrsinfrastruktur
  • Bodenwasserhaushalt
  • Übernutzung
  • Schadorganismus
  • Artenzusammensetzung
  • Artenrückgang
  • Globale Lieferkette
  • Forschungseinrichtung
  • Stickstoff
  • Verunreinigung
  • Gewerbe
  • Mensch
  • Umwelt
  • Landwirtschaft
  • Tal
  • Niedrigwasser
  • Wasserwirtschaft