E-Scooter momentan kein Beitrag zur Verkehrswende | Umweltbundesamt

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E-Scooter momentan kein Beitrag zur Verkehrswende zum Vergrößern anklickenE-Scooter sind als Leihfahrzeuge hauptsächlich in den Stadtzentren anzutreffen.Quelle: Photodesign-Deluxe / Fotolia.com Elektrische Tretroller, wie sie aktuell in Innenstädten zum Verleih angeboten werden, sind zurzeit kein Gewinn für die Umwelt: Erste Zahlen zeigen, dass sie oft den umweltfreundlicheren Fuß- und Radverkehr ersetzen. Zudem ist die Lebensdauer der Leih-Roller und Akkus offenbar gering. Dabei haben die Roller durchaus das Potenzial, Mobilität nachhaltiger zu machen: wenn sie Autofahrten ersetzen. 02.09.2019 30 mal als hilfreich bewertet Aktuelles Fazit des UBA E-Scooter, auch E-Stehroller oder E-Tretroller genannt, sind seit Juni 2019 in Deutschland für den Straßenverkehr zugelassen und etwa im Berliner Stadtzentrum bereits zahlreich als Leihfahrzeuge verschiedener Anbieter anzutreffen.Erste Erkenntnisse, wie die Roller genutzt werden und wie umweltfreundlich sie sind, hat das Umweltbundesamt (UBA) auf seiner Website zusammengestellt. Dazu Informationen über die Entsorgung und Empfehlungen, worauf Kommunen bei der Zulassung von Verleih-E-Scootern achten sollten.Ein Fazit: Als Leihfahrzeug in Innenstädten, wo ÖPNV-Netze gut ausgebaut und die kurzen Wege gut per Fuß & Fahrrad zurückzulegen sind, bringen die Roller eher Nachteile für die Umwelt – und drohen als zusätzlicher Nutzer der bereits unzureichend ausgebauten Infrastruktur das Zufußgehen und Fahrradfahren unattraktiver zu machen. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger: „In der Ökobilanz sind E-Scooter natürlich deutlich besser als das Auto. Aber gegenüber dem bewährtem Fahrrad, mit dem sich Strecken ebenso schnell bewältigen lassen und Gepäck besser transportieren lässt, sind E-Scooter die deutliche umweltschädliche Variante und aus meiner Sicher daher keine gute Alternative.“Doch bei aller Aufmerksamkeit, die das Thema E-Scooter aktuell erzielt, sollte nicht vergessen werden: Hauptproblem bei der Verkehrswende und der Lebensqualität in Städten bleibt die hohe Zahl privater Pkw. In Berlin etwa kommen derzeit auf einen E-Scooter 270 Autos.Maria Krautzberger: „Hier müssen die Städte ansetzen und die Zahl der Autos und deren Parkplätze deutlich reduzieren. Dann haben wir auch mehr Platz in den Innenstädten für sichere Fuß- und Radwege. Verleiher sollten E-Scooter statt in Innenstädten in den Außenbezirken aufstellen. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, die zu lange Strecke zur Bahn schnell mit dem E-Scooter anstatt mit dem Auto zu überbrücken.“Die FAQs im Einzelnen: Was sind E-Scooter? E-Scooter, auch E-Stehroller oder E-Tretroller genannt, sind Elektrokleinstfahrzeuge und dürfen seit dem 15.06.2019 am Straßenverkehr in Deutschland teilnehmen. Das Fahren auf Gehwegen ist verboten. Wenn Radverkehrsinfrastruktur vorhanden ist, muss diese genutzt werden, wenn nicht, muss die Fahrbahn und außerorts auch der Seitenstreifen befahren werden. Fahrende müssen mindestens 14 Jahre alt sein, das Fahrzeug muss versichert sein und eine Versicherungsplakette tragen. Weitere Informationen: Sind E-Scooter umweltfreundlich? E-Scooter sind nur dann umweltfreundlich, wenn sie Auto- oder Motorrad-Fahrten ersetzen und keine weiteren zusätzlichen Fahrten mit kraftstoffbetriebenen Fahrzeugen stattfinden. Wird der E-Scooter anstatt der eigenen Füße oder des Fahrrades benutzt, ist das schlecht für Umwelt und Gesundheit. Repräsentative Studien dazu, für welche Wege E-Scooter momentan genutzt werden und ob sie ggf. Pkw oder Motorräder ersetzen, liegen bisher für Deutschland nicht vor. Erste Zahlen zu Nutzungsweiten in Berlin lassen vermuten, dass zurückgelegte Wege mit dem E-Scooter durchschnittlich etwa zwei Kilometer lang sind und vor allem abends und am Wochenende zurückgelegt werden. Eine Umfrage unter über 4000 Nutzenden von Verleih-E-Scootern in Paris zeigt, dass fast die Hälfte der Befragten ohne Roller zu Fuß gegangen wäre (47 Prozent), 29 Prozent hätten den ÖPNV genutzt und neun Prozent wären per Fahrrad ans Ziel gekommen. Nur acht Prozent der Befragten haben mit dem geliehenen E-Scooter eine Auto- oder Taxifahrt ersetzt. Drei Prozent hätten sich ohne Roller gar nicht fortbewegt.Aus Umweltsicht wäre es positiv, wenn der E-Scooter den Umstieg vom Pkw auf den ÖPNV erleichtert und die „letzte Meile“ mithilfe des Rollers zurückgelegt wird. Wenn der E-Scooter dazu führt, dass Menschen den Umweltverbund aus öffentlichem Personennahverkehr, Fuß- und Radverkehr nutzen und ein eigenes Auto damit überflüssig wird, kann das ein kleiner Beitrag zur Verkehrswende sein. Diese Art der Nutzung scheint bisher jedoch nur auf einen geringen Anteil der Nutzenden zuzutreffen. Wie umweltfreundlich sind die Akkus der E-Scooter? Herstellung Größtenteils handelt es sich bei den Akkus in E-Scootern um Lithium-Ionen-Akkus. Vor allem aufgrund ihrer hohen Energiedichte werden diese beispielsweise auch für den Antrieb von E-Bikes / Pedelecs oder Elektro-Pkw genutzt. Akkus dieser Art können Kobalt, Nickel, Kupfer, Aluminium und andere teilweise kritische Rohstoffe enthalten, deren Abbau häufig mit Belastungen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt einhergeht. Der Abbau von Kobalt in Afrika und Lithium in Südamerika erfolgt nicht immer umwelt- und menschengerecht. In den nächsten Monaten wird das UBA im Rahmen der Vorhaben ÖkoRess II und KlimRess 15 detaillierte Fallstudien veröffentlichen, darunter eine zum Lithiumabbau in Chile und eine zum Kobaltbergbau in der DR Kongo. Die UBA-Fallstudie zu Lithium zeigt, dass das Hauptumweltproblem bei der Lithiumgewinnung aus Salaren (Salzseen) der Wasserverbrauch durch die offene Verdunstung in Becken ist. Diese Problematik wird auch in einem „Policy-Brief“ zu Lithium und Kobalt aus dem EU-Projekt „STRADE“ beschrieben. Allerdings wird derzeit intensiv an Wasserrückgewinnungstechnologien für die Lithiumgewinnung gearbeitet, wodurch die Umweltauswirkungen reduziert werden können (s. STRADE Policy Brief).Die UBA-Fallstudie zum Kobaltbergbau zeigt schwerwiegende negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt: von der Kontamination von Grund- und Oberflächenwasser mit Chemikalien und Schwermetallen, über Wassernutzungskonkurrenzen mit lokalen Gemeinden, bis hin zu Emissionen von kontaminierten Stäuben in die Luft. Diese Umweltwirkungen haben zu gesundheitlichen Auswirkungen bei den Bergbauarbeitern, lokalen Gemeinden und Schäden an Ökosystemen (z.B. Fischsterben) geführt, was auch zum Verlust von Einkommens- und Versorgungsmöglichkeiten (Fischerei) geführt hat.Neben den Umweltwirkungen beschreibt der o.g. STRADE Policy Brief auch direkte negative Wirkungen des Kobaltbergbaus auf die Menschen, z.B. kommt es bei der Kobaltgewinnung im Kleinbergbau auch zu Kinderarbeit.Aufgrund der hohen Umweltrelevanz der Akkuherstellung ist die Lebensdauer des Akkus für die Klima- und Umweltwirkungen des E-Scooters ein entscheidender Parameter: Eine lange Lebensdauer des E-Scooters und seines Akkus verringert die Umweltauswirkungen pro gefahrenem Kilometer (siehe hierzu Frage „Wie lang ist die Lebensdauer der E-Scooter?“). Wird das Ende der Nutzungsphase erreicht, kann die Lebensdauer der Akkus möglicherweise durch eine weitere Nutzung in stationären Energiespeicher-Anwendungen verlängert werden (Second Life-Konzepte). Am Ende der Lebensdauer müssen alle Akkus dem Recycling zugeführt werden – beispielsweise über Sammelstellen (siehe hierzu Frage „Wie sind E-Scooter und ihre Akkus richtig zu entsorgen?“). Mit der Rückgewinnung dieser Stoffe kann unter anderem die umweltbelastende Primärgewinnung vieler Rohstoffe reduziert werden. Emissionen Wenn E-Scooter reell Pkw-Fahrten ersetzen, werden die sonst durch das Auto verursachten CO2-Emissionen und Luftschadstoffe vermieden. Für die Herstellung des E-Scooters und des Akkus müssen jedoch auch die dabei entstehenden Emissionen in die Gesamtrechnung einbezogen werden. Für E-Scooter-Akkus liegen dazu noch keine spezifischen Berechnungen vor, aber Zahlen für Pedelec-Akkus können hier einen ersten Ansatz liefern (vgl. Broschüre „E-Rad macht mobil“ (UBA 2014)): Bei der Herstellung eines durchschnittlichen Pedelec-Akkus entstehen ca. 27,5 – 37,5 kg CO2-Emissionen. Für 100 km mit dem Pkw muss man durchschnittlich 19,7 kg CO2-Emissionen ansetzen. Das heißt vereinfacht gerechnet, dass bereits nach durchschnittlich 165 km die CO2-Emissionen der Akku-Herstellung beglichen sind, wenn statt dem Pkw ein Pedelec benutzt wird. Aufladung Noch ist unklar, wie viele Pkw-Kilometer durch die Aktivitäten der sogenannten „Juicer“ entstehen, die die E-Scooter nachts mit Pkw oder Kleintransportern zum Aufladen zu Ladepunkten transportieren. Nur wenn E-Scooter nicht mehr zusätzliche Wege mit Benziner- oder Diesel-betriebenen Fahrzeugen generieren, als sie bei ihrer Nutzung einsparen, können sie überhaupt als umweltfreundlich bezeichnet werden. Allerdings gibt es erste Ansätze, bei denen die Verleiher planen, ihre Roller mit austauschbaren Akkus auszustatten, so dass nicht mehr der gesamte E-Scooter zum Aufladen bewegt werden muss.Der Ursprung des Stromes ist für die Umweltbilanz des Rollers weniger entscheidend, viel mehr sind Herstellung und Lebensdauer wesentlich (siehe oben). Natürlich ist Strom aus regenerativen Quellen zu bevorzugen. Wie lang ist die Lebensdauer der E-Scooter? Bisher liegen dem UBA keine gesicherten Erkenntnisse zur Haltbarkeit und Lebensdauer / Nutzungsdauer von E-Scootern vor. Da die größten Umweltbelastungen von E-Scootern durch deren Produktion verursacht werden, ist die Lebensdauer der Roller ein wichtiger Aspekt zur Gesamtbewertung ihrer Umweltfreundlichkeit.Erste unbestätigte Zahlen aus Kentucky, Louisville (USA) deuten bei Verleihern von E-Scootern auf eine relativ kurze Nutzungsdauer von 28 bis 32 Tagen hin. Andere Quellen gehen von drei Monaten aus, obwohl manche Verleiher für neue Modelle inzw…

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