Die Umweltchronik

Wichtige Umwelt-Ereignisse von 2009 bis 2009 Auswahl aufheben

  1. Die Abholzung der tropischen Regenwälder könnte noch größeren Einfluss auf den Klimawandel haben als bislang gedacht. Die Gesamtbiomasse von kleinen, nach einer Landschaftszerschneidung entstandenen Waldstücken, kann im Vergleich zu einem zusammenhängenden Wald gleicher Gesamtfläche um bis zu 40 Prozent geringer sein. Zu diesem Ergebnis kommen deutsche und brasilianische Forscher durch Modellrechnungen anhand von Daten aus dem bereits zu ca. 88 Prozent abgeholzten Küstentropenwald Mata Atlântica im brasilianischen Bundesstaat São Paulo. Die übrig gebliebenen Waldfragmente sind kleiner und haben deshalb ein ungünstigeres Verhältnis zwischen Fläche und Rand. Ursache für den Rückgang an Biomasse sei die höhere Sterblichkeit von Bäumen an Waldrändern von Waldfragmenten und damit eine Verringerung großer alter Bäume, die überproportional viel Biomasse enthalten, schreiben Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Universität São Paulo im Fachblatt Ecological Modelling.

  2. Der erste umfassende Bericht über den Stand des Klimas in der Antarktis und seine Beziehung zum globalen Klimasystem wurde am 1. Dezember 2009 vom Wissenschaftlichen Ausschuss für Antarktisforschung in London veröffentlicht. Der Bericht „Antarktischer Klimawandel und die Umwelt“ fasst die neuesten Erkenntnisse von mehr als 100 weltweit führenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus 13 Ländern zusammen. Er konzentriert sich auf die Auswirkungen und Folgen der raschen Erwärmung der antarktischen Halbinsel und Gebieten des Südlichen Ozeans, den schnellen Eisrückgang in Teilen der Antarktis und die Zunahme von Meereis um den Kontinent, die Auswirkungen des Klimawandels auf die antarktische Pflanzen- und Tierwelt, den so noch nie da gewesenen Anstieg des Kohlendioxidgehalts, den Zusammenhang zwischen vom Menschen verursachten globalen Veränderungen und natürlicher Variabilität und die außergewöhnliche Feststellung, dass das Ozonloch einen Großteil der Antarktis vor der globalen Erwärmung geschützt hat. Der Bericht stellt Informationen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (z.B. Meteorologie, Glaziologie, Ozeanografie und Biologie) und über verschiedene Aspekte des globalen Klimasystems zusammen.

  3. Die Studie „Tipping Points“ der Allianz SE und der Umweltstiftung WWF zeigt die schwerwiegenden sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels in besonders betroffenen Regionen auf. Laut Studie wird der Klimawandel nicht langsam und stetig verlaufen und nicht erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts seine dramatischen Folgen zeigen, sondern einzelne Klimaphänomene könnten in zahlreichen Regionen bereits vor 2050 einen Punkt überschreiten, ab dem sie unumkehrbar sein und den weiteren Wandel noch zusätzlich verstärken werden. Zu diesen sogenannten „Tipping Points“ (Kipp-Punkten) zählen die Eisschmelze an den Polen, die Trockenheit in Kalifornien, die Veränderungen des Sommermonsuns in Indien und das Waldsterben am Amazonas. Hunderte von Millionen Menschen und ihre Vermögenswerte werden davon laut Studie unmittelbar betroffen sein. Die Studie „Tipping Points“ der Allianz SE und der Umweltstiftung WWF wurde am 23. November 2009 in München vorgestellt.

  4. In ihrem am 23. November 2009 in Genf veröffentlichten Bericht warnt die World Meteorological Organization (WMO) vor dem weiterem Anstieg der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre. Im Jahr 2008 sind bei Kohlendioxid, Methan und Distickstoffmonoxid - den langlebigsten Treibhausgasen in der Atmosphäre - die höchsten Konzentrationen gemessen worden seit der vorindustriellen Zeit. Der Bericht zum Stand der Treibhausgase in der Atmosphäre wird von der WMO seit 2004 jährlich herausgegeben.

  5. Schwankungen des Meeresspiegels zu messen, ist vergleichsweise einfach. Weitaus komplizierter ist es, daraus die Änderung der Wassermasse zu berechnen. Einem Team von Geodäten und Ozeanographen der Universität Bonn, des Deutschen Geoforschungszentrums GFZ und des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft ist das nun erstmals gelungen. Die Forscher konnten kurzzeitige Schwankungen in der räumlichen Verteilung der Ozeanwassermassen beobachten. Um das Ozeanvolumen in einer bestimmten Region zu berechnen, muss man (neben der Topographie des Meeresbodens) lediglich die Höhe des Meeresspiegels kennen. Dazu greifen Forscher schon seit langem auf Pegelstationen und Satellitenverfahren zurück. Die Ozeanmasse hängt aber nicht nur vom Volumen, sondern auch von der Temperatur und vom Salzgehalt ab. So dehnt sich Wasser bei Erwärmung aus. Warmes Wasser wiegt daher weniger als dieselbe Menge kalten Wassers. Zur Berechnung der Ozeanmasse müsste man daher die Temperatur- und Salzgehalts-Profile kennen. Diese lassen sich aber nicht einfach messen. Für die Studie wurden verschiedene Verfahren kombiniert, um auf Masseänderungen zu schließen. Einerseits nutzten die Forscher Daten der deutsch-amerikanischen Satellitenmission GRACE. Dabei werden die Abstände zweier Satelliten auf Tausendstel Millimeter genau vermessen. Je größer die Ozeanmasse an einem bestimmten Punkt der Erde ist, desto stärker ist dort die Gravitationskraft. Das wirkt sich auf die Flughöhe der Satelliten und damit auf ihren Abstand voneinander aus. Über die Abstandsänderung lässt sich die Anziehungskraft und daher die Masse ableiten. Außerdem machten sich die Wissenschaftler den Effekt zu Nutze, dass sich der Meeresboden unter der Last der Wassermassen biegt. Dadurch sinken stationäre GPS-Messstationen am Land um bis zu einem Zentimeter ab und rücken wenige Millimeter näher aneinander. Je schwerer das Wasser, desto stärker fällt diese Bewegung aus. Diese Messdaten wurden mit numerischen Modellen des Ozeans kombiniert. Aus dem Vergleich der Massen- und Volumenänderung wollen die Forscher insbesondere auf Veränderungen der im Ozean gespeicherten Wärmemenge schließen. Demnächst sollen daher auch die langzeitlichen Veränderungen untersucht werden. Die Ergebnisse sollen unter anderem in bessere Klimamodelle einfließen.

  6. Mit steigenden Artenzahlen durch das Einwandern neuer Pflanzenarten werden die Pflanzengemeinschaften (Floren) vieler Europäischer Regionen einander immer ähnlicher. Immer häufiger kommen die gleichen Arten vor, wohingegen seltene Arten aussterben. Doch nicht nur die Artengemeinschaften werden sich immer ähnlicher, sondern auch die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Regionen. Diese Prozesse führen zu einem Verlust der Einzigartigkeit Europäischer Floren, schreiben Wissenschaftler des DAISIE-Forschungsprojektes in der aktuellen Online-Ausgabe des Fachblatts Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA (PNAS).

  7. Der Einfluss des Klimagases Methan ist größer als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung von Drew Shindell vom Nasa Goddard Institute for Space Studies. Durch die Wechselwirkung mit Aerosolen wird die Treibhauswirkung von Methan potenziert. Um die Wirkung der Treibhausgase zu berechnen, müssten Interaktionen mit Aerosolen und anderen Faktoren künftig stärker mit einbezogen und vor allem sorgfältig erforscht werden, so die Studie, die im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde.

  8. Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat die erste Übersichtskarte über Lärmbelastungen veröffentlicht. Das Europäische Lärmüberwachungs- und Informationssystem NOISE (Noise Observation and Information System for Europe) bezieht sich auf die Richtlinie 2002/49/EG über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm. Die NOISE-Datenbank enthält als Quellen von Lärm Flughäfen, Autobahnen, Industrie und große Straßen. Die Karte zeigt Daten zu Lärmquellen, die die EU-Mitgliedstaaten bis Februar 2009 gemeldet haben.

  9. Deutschland kann 43 Prozent seiner Treibhausgasemissionen bis 2020 im Vergleich zu 1990 einsparen. Zu diesem Ergebnis kommt die von einem Forschungskonsortium um das Öko-Institut - im Auftrag des UBA - erstellte Studie „Politikszenarien V – auf dem Weg zum Strukturwandel; Treibhausgas-Emissionsszenarien bis zum Jahr 2030“. Bis 2030 kann laut Studie sogar annähernd 60 Prozent Minderung gegenüber 1990 erreicht werden.

  10. Am 6. Oktober 2009 wurde in Berlin die aktuelle „Rote Liste der gefährdeten Wirbeltiere Deutschlands“ vorgestellt. Sie wird alle zehn Jahre unter Federführung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zusammen mit ehrenamtlichen Expertinnen und Experten erarbeitet. Auf der aktuellen Roten Liste finden sich 43 Prozent der untersuchten 478 Wirbeltierarten in einer Gefährdungskategorie wieder. 22 Wirbeltierarten sind allein im 20. Jahrhundert in Deutschland ausgestorben oder verschollen. Nach Einschätzung der Umweltorganisation WWF wird die Bundesrepublik damit das EU-Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 zu stoppen, deutlich verfehlen.

  11. In einem Bericht zur „Emissionsbilanz erneuerbarer Energieträger“, kommt das Umweltbundesamt (UBA) zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2007 durch den Einsatz erneuerbarer Energien rund 106 Millionen Tonnen klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids (CO2) vermieden wurden. Der Bericht stellt die Emissionsbilanz der erneuerbaren Energieträger sowohl methodisch als auch inhaltlich auf eine aktuelle Grundlage.

  12. Das Umweltbundesamt bietet einen neuen Online-Service an, der kostenlos Auskunft gibt wie hoch die Luft in Deutschland mit Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon im Jahresdurchschnitt belastet ist. http://gis.uba.de/Website/luft/index.htm. Die Daten in diesem Geografischen Informationssystem (GIS) erlauben einen schnellen Überblick über die räumliche Verteilung der Luftbelastung in Deutschland und reichen zurück bis ins Jahr 2001. Nutzerinnen und Nutzer können die Luftdaten zudem durch geografische Informationen – wie Städte, Flüsse, Ballungsräume – ergänzen und einzelne Charakteristika – etwa Belastungsschwerpunkte – hervorheben.

  13. Der UNEP-Bericht "Climate Change Science Compendium 2009" fasst rund 400 wissenschaftliche Beiträge zusammen, die seit dem letzten Bericht des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) im Jahr 2007 erschienen sind. Die aktualisierten Erkenntnisse zum Klimawandel übertreffen laut UNEP die schlimmsten Szenarien des IPCC-Berichts.

  14. Mit ihren derzeitigen Reduktionszielen für Treibhausgase werden die weltweit größten Unternehmen die von Klimawissenschaftlern empfohlenen Emissionssenkungen erst im Jahr 2098 erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Carbon Chasm“ des Carbon Disclosure Projects (CDP). Derzeit reduzieren die 100 weltweit größten Unternehmen im Schnitt nur jährlich 1,9 Prozent ihrer berichteten CO2-Emissionen. Nötig wären 3,9 Prozent, um die Emissionen in den Industrieländern bis zum Jahr 2050 insgesamt um 80 Prozent zu senken. Gefährlicher Klimawandel, der bei einer Erwärmung um mehr als zwei Grad gegenüber vorindustriellen Werten befürchtet wird, ist laut dem Weltklimarat (IPCC) nur durch Emissionsminderungen der Industrieländer von 80-95 Prozent bis 2050 zu verhindern. Demnach müssten die Unternehmensemissionen doppelt so schnell reduziert werden als bisher. Analysiert wurden die Reduktionsziele der „Global 100“ anhand ihrer Antworten auf die jährliche Unternehmensbefragung des Carbon Disclosure Projects im Jahr 2008.

  15. Der WWF Report „Der östliche Himalaya – Wo Welten kollidieren“ beschreibt detailliert mehr als 350 neue Arten. Wissenschaftler verschiedener Organisationen haben sie zwischen 1998 und 2008 in einer Region entdeckt, die Bhutan, den Nord-Osten Indiens, den Norden Myanmars ebenso wie Nepal und südliche Bereiche Tibets umfasst. Unter den neu entdeckten Arten sind 242 Pflanzen, 16 Amphibien, 16 Reptilien, 14 Fische, zwei Vögel, zwei Säugetiere und mindestens 60 neue Wirbellose.

  16. Nach einer am 3. August 2009 veröffentlichten Studie der Umweltstiftung WWF hat Deutschland einen jährlichen Wasser-Fußabdruck von 159,5 Mrd. m³. Das entspricht mehr als dem dreifachen Volumen des Bodensees. Darin berücksichtigt ist nicht nur der direkte Wasserverbrauch, sondern auch das in Lebensmitteln und Industriegütern enthaltene virtuelle Wasser. Umgelegt auf die Einwohnerzahl hat damit jeder Deutsche einen täglichen Wasser-Fußabdruck von 5288 Litern, was etwa 25 Badewannenfüllungen entspricht. Der direkte Wasserverbrauch von Privatpersonen ist in den vergangenen Jahren dagegen kontinuierlich auf gerade einmal 124 Liter pro Tag zurückgegangen. Rund die Hälfte des deutschen Wasserbedarfs wird über ausländische Produkte importiert. Damit führt die Bundesrepublik, obwohl sie in einer wasserreichen Region der Erde liegt, jedes Jahr 79,5 Mrd. m³ Wasser ein.

  17. Die US-Weltraumbehörde NASA veröffentlichte am 7. Juli 2009 eine Studie in der Zeitschrift " Journal of Geophysical Research-Ocean", in der sie berichtet, dass das Eis der Arktis seit 2004 dramatisch dünner geworden ist. Die Auswertung neuer Satellitenaufnahmen brachten zum Vorschein, dass nicht nur die Eisflächen abnehmen, sondern dass auch das Eisvolumen schwindet. Seit 2004 ist die Eisschicht in der Arktis um insgesamt 68 Zentimeter dünner geworden. Die Gesamtfläche, die von dickerem mehrjährigem Eis bedeckt ist, hat um 42 Prozent abgenommen.

  18. Die US-Weltraumbehörde NASA und Japan haben eine neue digitale Karte der Erdoberfläche am 29. Juni 2009 veröffentlicht. Die Karte besteht aus 1,3 Millionen einzelnen Bildern, die von einem japanischen Spezialinstrument an Bord des Terra-Satelliten aufgenommen wurden. Die Karte, die jedermann kostenlos im Internet einsehen und herunterladen kann, deckt 99 % der Erdoberfläche ab.

  19. Die gesundheitsschädliche Feinstaubbelastung in deutschen Innenstädten ist weiterhin zu hoch. In sechs Städten – darunter Stuttgart und München - ist der Grenzwert (Tagesmittelwert) von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m3) bereits jetzt an mehr als den zulässigen 35 Tagen pro Jahr überschritten. Weitere zehn Städte in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Thüringen, Hessen und Sachsen stehen kurz vor der Grenzwertüberschreitung. Ein Grund dafür ist das Wetter zu Beginn dieses Jahres: windschwache Hochdruckwetterlagen, die häufiger auftraten als in den Jahren 2007 und 2008, behinderten den Abtransport der Luftschadstoffe.

  20. Die 10 größten europäischen Umweltorganisationen veröffentlichten am 10. Juni 2009 in Brüssel eine Bewertung der Europäischen Umweltpolitik, in der sie dem EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso eine bescheidene Bilanz für seine Umweltpolitik in der auslaufenden Legislaturperiode ausstellten. Auf einer Skala von 1 bis 10 hat die Kommission lediglich eine 4,4 erreicht.

  21. Der neue UN-Bericht "Marine Litter: A Global Challenge (2009)" wurde am Internationalen Tag der Ozeane 2009 von UNEP und der Schutzorganisation Ocean Conservancy in Washington und Nairobi vorgestellt. Plastik, insbesondere in Form von Tüten und PET-Flaschen, Zigaretten machen dem Bericht zufolge den größten Anteil des marinen Mülls aus. Für diese Untersuchung waren erstmals Müllfunde aus zwölf verschiedenen Meeresregionen weltweit ausgewertet worden, darunter auch aus dem Mittelmeer und der Ostsee.

  22. Der Dokumentarfilm "Home" wurde von Regisseur Yann Arthus-Bertrand, Fotograf und Autor und von Produzent Luc Besson realisiert. Er startete am 5. Juni 2009 - dem internationalen Tag der Umwelt - in 50 Ländern. Der Film wird zeitgleich im Kino, im Internet und bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen zu sehen sein. Er wurde komplett aus der Luft aufgenommen und zeigt in eindrucksvollen Bildern die Schönheit, aber zugleich auch die Verwundbarkeit, des Planeten Erde. "Home" stand auch in voller Länge bei YouTube zum Abruf bereit.

  23. Die europäische Lederindustrie profitiert von günstigem Leder aus brasilianischen Regionen, in denen für die Rinderzucht der Urwald zerstört wird. Das ist das Ergebnis eines Reports, den Greenpeace zum Beginn der Bonner UN-Klimaverhandlungen veröffentlicht hat. Rund 80 Prozent der abgeholzten Urwaldfläche wird im Amazonasgebiet als Weideland für die Rinderzucht verwendet. Während das Rindfleisch überwiegend in Südamerika konsumiert wird, wird das Leder nach China, Italien und Vietnam exportiert. Dort lassen Firmen auch für den europäischen Markt produzieren.

  24. Der Clean Development Mechanism (CDM) ermöglicht es Industriestaaten und Unternehmen im europäischen Emissionshandelssystem einen Teil ihrer Verpflichtungen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern zu erfüllen. Die Klimaschutzprojekte müssen durch unabhängige Zertifizierungsunternehmen begutachtet werden. Das Öko-Institut hat für den WWF in einer am 27. Mai 2009 veröffentlichten Studie ein Rating der Zertifizierungsunternehmen entwickelt. Das Rating bewertet, wie häufig Projekte, die von den Gutachtern positiv beschieden wurden, von der UN-Genehmigungsbehörde bemängelt oder zurückgewiesen werden. Insgesamt weist die Begutachtung von Projekten noch erhebliche Mängel auf. In mehr als 50 Prozent der positiv befundenen Projekte verlangt die UN entweder Nachbesserungen oder weist die Projekte sogar zurück. Die Zertifizierungsunternehmen werden auf einer Skala von A (beste Note) bis F (schlechteste Note) bewertet. Von den fünf bewerteten Unternehmen haben der TÜV-Nord und der TÜV-Süd mit der Note D noch die beste Bewertung erhalten.

  25. In Europa sind ein Fünftel der Reptilien und fast ein Viertel der Amphibien vom Aussterben bedroht. Das haben jüngste Studien ergeben, die die Weltnaturschutzunion IUCN im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführt hat. Diese Studien, die am Internationalen Tag der Artenvielfalt vorgelegt werden sollen, enthalten die ersten europäischen Roten Listen für Amphibien und Reptilien und lassen alarmierende Trends bei den Populationszahlen erkennen. Bei mehr als der Hälfte aller europäischen Amphibien (59 %) und bei 42 % der Reptilien gehen die Bestände zurück. Das bedeutet, dass Amphibien und Reptilien sogar noch stärker gefährdet sind als Säugetiere und Vögel in Europa. Bei 23 % der Amphibien und 21 % der Reptilien ist die Lage so ernst, dass sie in der europäischen Roten Liste als bedroht eingestuft sind. Der größte Druck auf diese zurückgehenden Arten wird durch die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen hervorgerufen. Dazu kommen Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten.

  26. Am 17. Mai 2009 stellte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den ersten “Global Assessment Report on Disaster Risk Reduction” der Vereinten Nationen im Golfstaat Bahrain vor. Der Bericht nimmt eine Einschätzung des weltweiten Risikos und der globalen Verteilung von Naturkatastrophen vor und enthält einen 20-Punkte-Plan von Maßnahmen zur Katastrophenvorbeugung und zum Umgang mit deren Folgen. Der Report wurde mit Daten aus UN-Quellen, Regierungsstatistiken und wissenschaftlichen Studien zusammengestellt und umfasst den Zeitraum von 1975 bis 2007. Die International Strategy for Disaster Reduction (ISDR) der UNO warnt in ihrem Bericht, dass das Risiko für Menschen, Opfer von Naturkatastrophen zu werden, aufgrund wuchernder Mega-Metropolen, der Erderwärmung und der fortschreitenden Umweltzerstörung steige. Hunderte Millionen Menschenleben weltweit seien durch Naturkatastrophen bedroht.

  27. Trotz Schutzmaßnahmen ist die Zahl der besonders stark bedrohten Vögel leicht gestiegen. Nach einer Erhebung der Umweltorganisation BirdLife International sind 1227 Arten oder zwölf Prozent des Vogelbestandes bedroht. Das teilte die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Donnerstag im Schweizer Gland mit. In der höchsten Gefährdungsstufe - direkt vor dem Aussterben - listet die IUCN derzeit 192 Vogelarten auf, zwei mehr als 2008.

  28. Anlässlich der stattfindenden World Oceans Konferenz in Indonesien veröffentlicht der WWF am 13. Mai 2009 eine Studie über die Zerstörung von Meeresgebieten, speziell dem sogenannten „Coral Triangle“ in Südostasien. Der Report “The Coral Triangle and Climate Change: Ecosystems, People and Societies at Risk” bündelt über 300 wissenschaftliche Beiträge und beinhaltet die Arbeit von über 20 Experten. Ergebnis der Arbeit ist, dass nur ein weltweiter Plan im Kampf gegen den Klimawandel gepaart mit regionalen Maßnahmen zur Verhinderung der Überfischung und Verschmutzung der Meere eine drohende Katastrophe verhindern kann.

  29. Eine aktuelle Studie, die vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und europäischen Forschungspartnern durchgeführt wurde, hat die langfristigen Einflüsse überschwerer und überlanger Lkw, sogenannter Megatrucks mit bis zu 25,25 Metern Länge und 60 Tonnen Gewicht auf die Klimabilanz untersucht. Die Studie findet keine positiven Einflüsse auf CO₂-Emissionen, weil erhebliche Risiken bestehen, wonach vergleichsweise hohe Mengen von Gütern vom Schienenverkehr auf die Straße verlagert würden. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zur allgemeinen Annahme, dass zwei Megatrucks drei Standard-LKWs ersetzen würden, wodurch sich deren schädliche Umwelteinflüsse verringern.

  30. Ein internationales Forscherteam hat mindestens 130, vielleicht sogar mehr als 200 vollkommen neue Froscharten entdeckt. Das Team von Prof. Dr. Miguel Vences, in dessen Arbeitsgruppe an der TU Braunschweig die Untersuchungen durchgeführt wurden, hat seine Ergebnisse in Zeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA) veröffentlicht. In einem nahezu vollständigen Inventarisierungsprojekt sammelten die Forscher an die 3000 Frösche und Kaulquappen in den verschiedensten Regionen Madagaskars und untersuchten diese mit molekulargenetischen Methoden bezüglich ihrer Erbinformation.

  31. Zum zweiten Mal seit 2008 hat die amerikanische National Geographic Society zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut GlobeScan die "Greendex"-Studie zum Konsumverhalten weltweit durchgeführt. Bei der quantitative Verbraucherumfrage wurden in 17 Ländern jeweils 1000 Verbraucher nach ihren Gewohnheiten befragt. Dabei ging es um Fragen wie Energieverbrauch und -einsparung, Verkehrsmittelwahl, Einstellung gegenüber Umwelt und Nachhaltigkeit, Wissen zu umweltrelevanten Themen etc. An der Spitze des Rankings liegen Indien, Brasilien und China. Japan, USA und Canada nehmen die letzten Plätze ein. Deutschland landet lediglich auf dem zehnten Platz.

  32. Die deutsche Ausgabe des Berichts „Zur Lage der Welt 2009 - Ein Planet vor der Überhitzung“ des Washingtoner Worldwatch Instituts wurde am Dienstag den 28. April in Berlin vorgestellt. Rund 40 Autoren, darunter Klima-, Energie- und Wirtschaftsexperten, präsentieren in dieser Ausgabe aktuelle Daten und Fakten zum Klimawandel und stellen unter anderem Klimaschutzmaßnahmen vor, die Nachfrage und Beschäftigung steigern können.

  33. In einer Studie, die in der Online-Ausgabe des US-Fachjournals "Frontiers in Ecology and the Environment" veröffentlicht wurde, haben europäische Forscher jene invasive Arten aufgelistet, die die Umwelt am stärksten schädigen und deren Bekämpfung am teuersten ist. Die Wissenschaftler nutzten die Daten aus dem Forschungsprojekt DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe). Der Einfluß, den eine Tier- oder Pflanzenart auf ihren Lebensraum hat, wird von den Wissenschaftlern in vier Kategorien eingeteilt: die unterstützende Dienstleistungen wie Wasser- und Energiekreisläufe, bereitstellende Dienstleistungen wie durch die Bestäubung von Nahrungspflanzen, regulierende Dienstleistungen wie Wasserfilterung sowie kulturelle und ideelle Dienstleistungen wie Erholung und Ästhetik. Die Wissenschaftler haben eine Liste mit 100 gebietsfremden Arten zusammengestellt, die die größten Auswirkungen in den meisten Kategorien haben. Unter den Top-Eindringlingen sind die Kanadagans, die Wandermuschel, der Bachsaibling, die Beifußambrosie und die Nutria.

  34. Wissenschaftler von der Universität Berkeley haben eine neue Studie veröffentlicht, in der sie eine aus Satellitendaten erstellte und anhand von Computermodellen berechnete Weltkarte der Flächenbrände vorstellen, die zeigt, wo in Zukunft die meisten Großfeuer ausbrechen könnten.

  35. Das Eis in der Arktis schmilzt nicht nur, es ist auch so dünn wie nie zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt eine am 6. Juni 2009 veröffentlichte Studie der US-Weltraumbehörde NASA und des Nationalen Datenzentrums für Schnee und Eis in Colorado.

  36. Die Europäische Umweltagentur hat am 17.03.2009 ihren neuen Bericht anlässlich des 5. Weltwasserforums in Istanbul der Presse vorgestellt. Der EUA-Bericht „Water resources across Europe – confronting water scarcity and droughten“ hebt hervor, dass, während sich das südliche Europa weiterhin größten Problemen durch Wasserknappheit gegenübersieht, auch in Teilen Nordeuropas der Wasserstress zunimmt. Außerdem werde die Klimaveränderung dazu führen, dass die Schwere und Häufigkeit von Dürren in Zukunft zunehmen und sich der Wasserstress – insbesondere in den Sommermonaten – verschärfen wird. Den illegalen Verbrauch von Wasser nicht eingerechnet, verbraucht Europa pro Jahr rund 285 km3 Süßwasser, also durchschnittlich 5 300 m3 pro Kopf – eine Menge, die ungefähr dem Fassungsvermögen von zwei olympischen Schwimmbecken entspricht.

  37. Im Auftrag der Siemens AG untersuchte das Wuppertal Institut am Modell der Stadt München, wie eine moderne Großstadt den CO2-Ausstoß drastisch senken kann. Am Beispiel eines Musterstadtteils zeigt die Analyse ganz konkret, wie die Wandlung der Stadt in eine fast CO2-freie Metropole infrastrukturell und technologisch gelingen könnte. Hebel zur CO2-Reduktion sind hocheffiziente Energieanwendungen - insbesondere bei Gebäuden -, Infrastrukturanpassungen bei Wärme, Strom und Verkehr sowie ein weitestgehender Umstieg auf erneuerbare Energien.

  38. Unternehmen sollten künftig nicht mehr nur Autos und Computer leasen, sondern auch Chemikalien. Das schlägt das Umweltbundesamt (UBA) im Papier „Nachhaltige Chemie“ vor. Die Idee ist einfach: Hersteller oder Importeure verkaufen nicht die Chemikalie – etwa ein Lösemittel zur Platinenherstellung – sondern bieten dem Käufer, die Funktion oder Dienstleistung der Chemikalie an – was die fach- und umweltgerechte Nutzung einschließt. Nach der Nutzung nimmt der Anbieter die ausgedienten Chemikalien zurück, bereitet sie auf oder entsorgt sie umweltgerecht. Beim Chemikalien-Leasing verdienen die Anbieter künftig an ihrem Know-how – und nicht wie bisher an der Menge der verkauften Chemikalien.

  39. Der Amazonas-Regenwald hat in der extremen Trockenperiode des Jahres 2005 erstmals mehr Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben, als er in Form von Biomasse binden konnte. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam um Oliver Phillips von der University of Leeds im Fachmagazin Science. Während der außergewöhnlichen Dürre 2005 entließ der Amazonas-Wald drei Milliarden Tonnen CO2, während der Wald in normalen Jahren zwei Milliarden Tonnen absorbiert. So gelangten fünf Milliarden Tonnen CO2 zusätzlich in die Atmosphäre, das überschreitet die Jahresemissionen von Japan und die Europäische Union zusammen.

  40. In Rom wurden die Ergebnisse des neuesten Weltberichts zu Fischerei und Aquakultur von der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) anläßlich der 28. Sitzung des UN-Komitees für Fischerei (Committee on Fisheries, COFI) veröffentlicht. In ihrem Bericht fordert die FAO die Nationen auf, Maßnahmen für eine nachhaltige Fischerei umzusetzen, um eine weitere Überfischung der Meere zu verhindern. Dies sei auch ein wichtiger Schritt, den Einfluss des Klimawandels auf den globalen Fischbestand zu begrenzen.