Mahrenholtz 2

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Langjährige Zeitreihen im Monitoringbericht 2019 zur DAS zeigen, dass sich in Deutschland Klimawandelwirkungen in Umwelt und Gesellschaft deutlich abzeichnen. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Entwicklungen, die UBA zum Anlass nimmt von weit reichenden Folgen zu sprechen: • Die mittlere Lufttemperatur in Deutschland von 1881 bis 2018 um 1,5 Grad erhöht. Allein in den letzten fünf Jahren stieg die mittlere Lufttemperatur um 0,3 Grad an. • Wasserverfügbarkeit Die Wasserverfügbarkeit verändert sich. Der Monitoringbericht 2019 zeigt, dass sich in den letzten zehn Jahren bundesweit die Monate mit unterdurchschnittlich niedrigen Grund¬wasserständen häufen und die mittleren sommerlichen Abflusshöhen der Flussgebiete einen zurückgehenden Trend haben. In Land- und Forstwirtschaft treten Schäden durch extreme Trockenheit in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren auf: In der Landwirtschaft hat die extreme Trockenheit 2018 zu Ernteausfällen in Höhe von 700 Millionen € geführt. Es ist daher zunehmend wichtig, einen bewussten Umgang mit Wasser zu forcieren und das Augenmerk auf bodenschonende, humusaufbauende Bewirt¬schaf¬tungs¬¬verfahren legen. Die Wälder haben in den letzten beiden Jahren stark gelitten. 2018 sind rund 32,4 Millionen Kubik-meter Schadholz durch Borkenkäferbefall, Stürme und extreme Dürre angefallen. Allein durch Brände ging 2018 bundesweit eine Fläche von ca. 2.500 Hektar Wald verloren. • Wirtschaft und Infrastrukturen Infrastrukturen sind störan¬fällig gegenüber extremen Wetterereignissen. Starkregen überschwemmt Straßen mit Wasser oder Schlammmassen. Durch Niedrigwasser-sperrun¬gen am Rhein stockte 2018 der Im- und Export über die Nordseehäfen. Auch Transporte zwischen industriellen Zentren in Deutschland waren gestört, z.B. wurde an den Tankstellen in Süddeutschland Benzin knapp. Deutschlands Binnenschiffer transportierten 2018 mehr als 25 Millionen Tonnen Güter weniger als im Vorjahr, das entspricht einem Rückgang um mehr als 10 Prozent. Ausfallende Infrastrukturen ziehen Kaskadeneffekte nach sich. Diese beeinträchtigen ganze Produktions- und Lieferketten, bis hin zu Produktionsausfällen in Unternehmen mit Just-in-Time-Produktion. Infrastrukturen resilient, nachhaltig und klimaangepasst zu gestalten bleibt eine der aktuell größten Herausforderungen. • Menschliche Gesundheit In Deutschland etablieren sich neue Überträger von Krankheiten. Ein Beispiel ist die Asiatische Tigermücke, die in den letzten 5 Jahren immer häufiger gefunden wurde. Sie kann 20 verschiedene Viren übertragen, darunter auch Tropenkrankheiten. Ende September 2019 berichteten die Medien über erste Fälle von Infektion mit dem West-Nil-Virus aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, bei denen sich die Erkrankten in Deutschland von Mücken infiziert wurden. Das Gesundheitssystem muss sich auf zunehmende Fälle vorbereiten, da sowohl einge¬wan¬derte Überträger als auch die für uns neuen Krank¬heits¬erreger überleben können. Allein für Berlin und Hessen ermittelte das Robert-Koch-Institut für den Sommer 2018 insgesamt etwa 1.200 hitzebedingte zusätzliche Sterbefälle. Mit dem Monitoringbericht 2019 können wir zudem erstmals bundesweite Aussagen zu hitzebedingten Todesfällen machen: Im Jahr 2003 sind etwa 7.500 Menschen mehr gestorben als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wäre. In den Jahren 2006 und 2015 gab es jeweils etwa 6.000 zusätzliche Todesfälle. 4. Eine Pressemitteilung vom 11.12.2019 des UBA ist mit der Überschrift „Die Erderhitzung beeinträchtigt das Leben in Deutschland“. Früher war von Erderwärmung die Rede, jetzt heißt es Erhitzung. Ist die Entwicklung aus Ihrer Sicht auch in Deutschland bei dieser Wortwahl schon „dramatisch“? I 1.6: Der Begriff Erderwärmung reflektiert aus Sicht des UBA nicht länger die Ernsthaftigkeit der Situation. Daher wurde in der Pressemitteilung der Begriff Erderhitzung verwendet. Anders als „Wärme“ spiegelt der Begriff „Hitze“ besser die Risiken mit denen Deutschland konfrontiert ist. Auch international gibt es eine Veränderung der verwendeten Terminologie. Mehr dazu finden Sie z. B. im Artikel von Damian Carrington vom 17. Mai 2019, LINK. Wir beschreiben die Risiken nicht als „dramatisch“, UBA sieht Deutschland mit ernsthaften Risiken konfrontiert, die ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Anpassung an die sich ändernde Umwelt dringend notwendig machen. 5. Wie viel Zeit haben wir nach Ansicht des UBA noch zum Umsteuern? (bis wann z. B. Klimaneutralität im Sektor XY erreichen… oder die CO2-Emissionen auf den Stand von y absenken) V 1.1 und V 1.2: CO2-Neutralität ist global bis 2050 erforderlich, um das Risiko einer Temperaturerhöhung gegenüber der vorindustriellen Zeit von mehr als 1,5 Grad Celsius zu vermeiden (IPCC 2018, SR1.5, SPM C.1, S. 12). Dies ist eine Hauptaussage des Sonderberichts über 1,5°C globale Erwärmung des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimafragen (IPCC) aus 2018. Die Bundesregierung hat mit ihrem Klimaschutzplan 2050 und dem nationalen Klimaschutzgesetz vom 12.12.2019 darauf reagiert und die Treibhausgasneutralität bis 2050 als Ziel der Bundesregierung verankert. Auch die EU hat sich inzwischen auf dieses gemeinsame Ziel geeinigt. Dabei ist es nicht unerheblich, auf welchen Pfaden dieses Ziel erreicht wird. Das Umweltbundesamt hat am 04.11.2019 seine RESCUE-Studie veröffentlicht (Link). Wir kommen darin zu dem Schluss, dass wir schneller als bisher von der Bundesregierung festgelegt, die Treibhausgasemissionen in den einzelnen Sektoren und insgesamt mindern müssen, um auf dem 1,5-Grad-Pfad zu bleiben. Dies berechnen wir im sogenannten „Green Supreme Szenario“. Starten wir später mit den Minderungen, ist nicht nur die Gesamtmenge der bis dahin akkumulierten Emissionen erheblich größer, sondern auch die Kosten für eine Reduzierung hin zur Treibhausneutralität steigen, je später wir mit der Minderung beginnen. Das THG-Gesamtminderungsziel bis 2030 muss daher von 55 auf 70 Prozent angehoben werden. Der Stromsektor muss bereits bis dahin zu 86 Prozent auf erneuerbare Energien umgestellt sein und bis 2040 auf 97 Prozent. Nötig ist dazu ein Brutto-Zubau von Windenergie an Land von mindestens 5,5 GW und von 4,8 GW Photovoltaik pro Jahr. Frühzeitig werden Techniken aufgebaut, wie die Erzeugung strombasierter nachhaltiger Energieträger (Power to Gas/Power to Liquid). So können zur Brenn- und Kraftstoffversorgung 2030 bereits rund 63 TWh importiert werden. Hierzu wird nötig sein, auch mit dem außereuropäischen Ausland zu kooperieren, um genügend Flächen für den Ausbau der erneuerbaren Energien nachhaltig bereitstellen zu können. Der Anteil an erneuerbare Energien in der Brenn- und Kraftstoffversorgung beträgt 2030 bereits 11 Prozent und 2040 40 Prozent. 2050 kommen in allen Bereichen keine fossilen Energieträger mehr zum Einsatz.

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