Gender und Geschlecht in der umweltbezogenen Gesundheitsforschung | Umweltbundesamt

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29.01.2018 6 mal als hilfreich bewertet Umweltbezogener Gesundheitsschutz ist ein zentrales Handlungsfeld deutscher Umweltpolitik, mit dem Ziel, nachteilige Umwelteinflüsse auf die Gesundheit zu erkennen, zu reduzieren und ihnen vorzubeugen. Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung ist hierbei ein wichtiges Instrument, um die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit zu erforschen. Dennoch wurden die Kategorien Geschlecht (biologische Komponente) und Gender (soziologische Komponente) in der umweltbezogenen Gesundheitsforschung bislang kaum berücksichtigt.Das UBA beteiligt sich an dem interdisziplinären Forschungsprojekt INGER (Integration von Geschlecht in die Forschung zu umweltbezogener Gesundheit: Aufbau einer fundierten Evidenzbasis für geschlechtersensible Prävention und umweltbezogenen Gesundheitsschutz) mit dem Ziel die Datenerhebung und -auswertung von Humanbiomonitoring-Studien durch die konsequente Integration der Kategorien Geschlecht und Gender zukünftig zu verbessern. INGER ist Teil der Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF - Förderkennzeichen 01GL1713C) und ist mit einem Gesamtbudget von 1.365.164 Euro, für das gesamte Konsortium bei einer Laufzeit von vier Jahren, dotiert.Der INGER Verbund wird innovative Methoden für eine geschlechtersensible quantitative Forschung zu umweltbezogener Gesundheit mit Bezug auf gendertheoretische Ansätze interdisziplinär entwickeln und erproben.Innerhalb des Projektes wird im ersten Schritt der aktuelle Forschungsstand betrachtet, aufbauend auf den Ergebnissen des 2015 gebildeten Forschungsnetzwerks Geschlecht – Umwelt – Gesundheit (GeUMGe-NET). Dafür wird auch untersucht, inwieweit Geschlecht in den einzelnen Themenfeldern der Forschung zu umweltbezogener Gesundheit bereits integriert ist. Dazu werden neue Fragen bzw. Fragebogenmodule entwickelt und erprobt, um die Datenerhebung in populationsbasierten Studien zu umweltbezogener Gesundheit durch umfassende Erhebung der Dimensionen Sex und Gender entsprechend gendertheoretischer Konzepte zu verbessern. Bisher wurde das Geschlecht (Sex) nur dichotom erhoben und die anderen Geschlechterformen blieben in der Forschung unberücksichtigt. Bei der zusätzlichen Betrachtung von Gender wurde weitgehend mit geschlechtsspezifischen Stereotypen operiert. Unser Ziel ist es nun das Verhalten und die Lebenslage der Menschen objektiv zu erfassen, um die Expositionsabfrage dem sozialen Wandel anpassen zu können. Dazu werden vorhandene Humanbiomonitoring-Daten statistisch mit genderorientierter Strategie analysiert, um die Bedeutung von Geschlecht und Gender für die Ermittlung von Umweltexpositionen und umweltbezogener Gesundheit bedarfsgerecht zu quantifizieren.Die Ergebnisse des Projektes schaffen eine Wissensbasis zur besseren Berücksichtigung der Aspekte Sex und Gender im umweltbezogenem Gesundheitsschutz sowie in der Prävention. Implikationen für die Praxis werden aufgezeigt und Ansatzpunkte für weitergehende Forschung herausgearbeitet. Für die erfolgreiche Umsetzung dieser Arbeitsziele umfasst das Verbundprojekt INGER die Forschungs- und Anwendungsfelder Umweltepidemiologie, Umwelttoxikologie und Public-Health-Forschung zu Umwelt und Gesundheit. Führende Institutionen in diesen Forschungsbereichen arbeiten in dem Verbundprojekt zusammen: Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Abteilung SozialepidemiologieHelmholtz Zentrum München, Institut für Epidemiologie, Arbeitsgruppe Environmental RiskUmweltbundesamt Berlin, FG II 1.2 Toxikologie, gesundheitsbezogene UmweltbeobachtungHumboldt-Universität zu Berlin, Institut für Geschichtswissenschaften, Lehrstuhl Gender and Science / Naturwissenschafts- und Geschlechterforschung Das Umweltbundesamt ist im Rahmen des Verbundes für das Teilprojekt Umwelttoxikologie verantwortlich. Neben der systematischen Literaturrecherche zum Stand der Forschung unter Berücksichtigung der betrachteten bzw. gemessenen Geschlechtsunterschiede in regulatorischer Toxikologie, stehen die zwei größten Studien zu umweltbezogener Gesundheit in Deutschland, die Umweltprobenbank (UPB) und die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit (GerES), im Fokus. Dabei erprobt das UBA die Einführung von Gendermerkmalen im Fragebogen und neue Formen der Datenauswertung unter Berücksichtigung gendertheoretischer Konstrukte.2015 wurde das Forschungsnetzwerk GeUmGe-NET (Forschungsnetzwerk Geschlecht – Umwelt – Gesundheit) mit verschiedenen Akteuren aus der Universität, der Wirtschaft und dem Umweltbundesamt als Behörde gebildet. Hierbei wurde die Kategorie Geschlecht in der biomedizinischen Forschung zu umweltbezogener Gesundheit betrachtet und die Relevanz, interdisziplinärer Ansätze und transdisziplinärer Perspektiven aufgezeigt. Die Evaluierung hat aufgedeckt, dass die Wissensbasis der gesundheitswissenschaftlichen Forschung zu umweltbezogener Gesundheit derzeit nicht ausreicht, um geschlechtersensible Maßnahmen für Gesundheitsförderung, Prävention und umwelt-bezogenen Gesundheitsschutz zu entwickeln. Diese Lücke soll nun mit dem Folgeprojekt INGER geschlossen werden.Ansprechpartnerin: Katrin Groth (katrin [dot] groth [at] uba [dot] de)

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